Martina van der Veer

Ohne Macht? Niemals!

Hier bekommst du: Impulse für Selbsterkenntnis, den Hinweis auf ein Video für mehr Macht und eine Checkliste am Ende des Artikels.

Wir alle kennen Situationen, in denen wir uns ohnmächtig, also ohne Macht fühlen. Als Kinder haben wir dieses Gefühl kennengelernt, wenn wir unseren Willen nicht durchsetzen konnten oder unsere Bedürfnisse nicht gesehen und erfüllt wurden. Das ist schmerzhaft! Aufgrund von solchen Erfahrungen hat jede/r bestimmte Verhaltensweisen für den Umgang mit dem Gefühl der Machtlosigkeit entwickelt. Wie ist es bei dir? Wie gehst du heute mit dem Gefühl, (vermeintlich) ohne Macht zu sein, um? Falls du über das „vermeintlich“ stolperst – dazu komme ich gleich.

Hilfe, ich habe die Kontrolle verloren!
Würde es sich noch wie Ohnmacht anfühlen, wenn ich einer Situation mit Gelassenheit und Hingabe begegnen könnte? Also meine Bewertung der Situation für einen Moment parke und sie mit einem offenen „Aha“ oder „Hallo“ als neutrale Möglichkeit für Beobachtung betrachte. Das ist ohne Übung (noch) nicht leicht, auch wenn es einfach zu tun wäre. Denn auf den Reiz folgt in den meisten Fällen ungefiltert und sofort meine Bewertung – und daraus resultiert mein Gefühl und Verhalten. Unbewusst greife ich dabei auf die Erfahrungen (= Referenzpunkte) zurück, die mich mein Leben lang geprägt haben.

Dir darüber bewusst zu sein, ist der erste wesentliche Schritt. „Aha, so mache ich das. Ach ja, das steckt darunter. Hallohallo, das kenne ich schon.“ – auf diese Art und Weise helfe ich mir dabei, einen Puffer zu bauen und mich an die Selbst-Betrachtung zu erinnern. Stichwort: Selbst in Führung, anstatt meinem Ego die Kontrolle zu überlassen. Für mich ist das ein Stück Eigen-Macht, der Gegenspieler von Ohnmacht.

Own your Power: „Vermeintlich“ ist die Wahrheit
Mit einer kleinen Bewegung kannst du dich selbst ermächtigen: Erinnere dich daran, dass du jederzeit akzeptieren kannst, dass du gerade keine Möglichkeit hast, zu kontrollieren, zu bestimmen, zu verändern, Recht zu haben, usw.. Hingabe und Gelassenheit geben dir die Macht, die Ohnmacht zu entmachten.

Du kennst bestimmt die LCL-Formel: „Love it. Change it. Leave it.“ Mein Fokus liegt hier allein auf „Love it“ – nimm es an und akzeptiere es. Bitte verstehe mich richtig: Sammle und nimm all deine Macht und Möglichkeiten, um etwas zu verändern oder loszulassen/zu verlassen. Mit diesem Aspekt der Formel reichst du dir selbst die Hand und erinnerst dich, dass du immer die Macht – im Sinne von Entscheidungsfreiheit und Gestaltungsmöglichkeit – hast. Du kannst jederzeit frei entscheiden, den Umstand von Nicht-Kontrolle anzunehmen. In meinem Video „Ohne Macht?“ findest du mehr dazu.

Es gibt Umstände, die kann ich nicht ändern. Das schmeckt mir nicht, engt mich ein, fühlt sich schrecklich an. Egal, ob es sich um höhere Gewalt, um Entscheidungen anderer Personen oder mein eigenes Kreieren geht. Diese Tatsache zu akzeptieren, ist machtvoll. Ich hatte vor kurzem eine gute Lektion darin, als meinem Mac von jetzt auf gleich das Licht ausging. Daten weg, zweijähriger Laptop kaputt, viel Mühe und Kosten als Resultat, Nerven blank, Wut und ich habe mich eine Weile als Opfer gefühlt. Meinen „Opferstatus“ und was für ein Gefühl (Schmerz) darunter lag, konnte ich mir glücklicherweise ansehen und in Eigentum nehmen. In dem Moment löste es sich auf und ich (mein Selbst) war wieder die „Herrscherin“ im eigenen Haus.

Kannst du deine „Allmachtsfantasie“ erkennen und in Eigentum nehmen? Wir wollen kontrollieren (=Sicherheit) und dafür sind unsere Erwartungen (Bewertungen) der Maßstab aller Dinge. Das ist in Ordnung. Sei dir nur darüber bewusst, dass du hier den Grad deines Ohnmachtsgefühls mit bestimmst.

Damit du in Zukunft mit Situationen, in denen es keinen Spielraum für dich gibt, entspannter umgehen kannst, nutze diese kleine Checkliste:

• Bemerke für dich, dass du dich ohnmächtig fühlst und erinnere dich daran, dass vermutlich das Kind in dir Amok läuft. Das darf es auch. Erlaube dir das Gefühl und sei dir selbst zugeneigt.
• Nimm deine Gefühle in Eigentum. Damit meine ich: Gib dir Raum, erkenne an, dass du dich jetzt so fühlst und versuche nicht, es wegzudrücken oder dir etwas schön zu reden.
• Erst in einem nächsten Schritt und vor allem rückblickend kannst du sortieren, forschen und betrachten, wofür die Situation gut war. Welche alten Wunden, Traumen, Glaubenssätze wurden aktiviert? Was sind deine Learnings? Gibt es hier noch etwas für dich zu heilen?
• Sei wahrhaft machtvoll und verändere deine Meinung bzw. Bewertung zu dem Umstand, den du nicht ändern kannst. Darf das so sein?


Wir können nicht alles kontrollieren, weshalb das Akzeptieren unserer Grenzen uns wertvolle (innere) Freiheit schenkt. Das zu erkennen und dementsprechend zu handeln, ist machtvoll. Das Gefühl folgt dem Gedanken und das haben wir selbst in der Hand.

Deshalb: Ohne Macht zu sein ist keinesfalls die Wahrheit.

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